Der Sonderforschungsbereich SFB 768

Ziel des Sonderforschungsbereichs 768 „Zyklenmanagement von Innovationsprozessen – Verzahnte Entwicklung von Leistungsbündeln auf Basis technischer Produkte“ ist die Handhabung und Gestaltung von Innovationsprozessen unter Berücksichtigung der dabei wirkenden, zyklischen Einflussfaktoren, um Unternehmen zu befähigen, erfolgreich am Markt zu bestehen. Im Fokus des betrachteten Marktangebots der Unternehmen stehen kombinierte Produkt- und Dienstleistungsangebote, sogenannte Produkt-Service Systeme (PSS).

Als Zyklen werden dabei wiederkehrende Verlaufsmuster – temporal und strukturell – der unternehmensinternen und -externen Einflussfaktoren auf den Innovationsprozess bezeichnet. Ein Zyklus lässt sich durch Auslöser, Phasen, Dauer und Auswirkungen charakterisieren. Beispiele unternehmensinterner Zyklen sind Planungs- und Entwicklungszyklen, wiederkehrende Prozesse (z. B. Änderungsprozesse) oder Organisationsstruktur- und Teamänderungen. Die unternehmensexternen Zyklen wirken beispielsweise in Form von Kundenbedarfsänderungen, Innovationszyklen am Markt oder neuen Produkt- und Produktionstechnologien auf den Innovationsprozess ein. Die verschiedenen internen und externen Zyklen unterliegen dabei zahlreichen, teilweise temporalen Verschränkungen und Abhängigkeiten untereinander. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, im Spannungsfeld aus diesen verschränkten internen und externen Zyklen entlang des Innovationsprozesses erfolgreich zu agieren und zu reagieren. Durch die wettbewerbsbedingt immer kürzer werdenden Innovationszyklen werden auch die Zeitspannen zur Erarbeitung neuer Innovationen oder zur Integration neuer Technologien immer kürzer. Zudem steigt der nötige Koordinations- und Kommunikationsaufwand, da immer mehr Fachdisziplinen und Fachpersonal am Innovationsprozess beteiligt sind, insbesondere wenn sich Unternehmen vom Produkt- zum PSS-Anbieter wandeln. Die erfolgreiche Beherrschung von Innovationsprozessen wird für Unternehmen somit immer wichtiger, um erfolgreich am Markt zu bestehen und sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen. Übergreifende Zielsetzung des SFB 768 ist es daher, die Abhängigkeiten der verschiedenen unternehmensinternen und -externen Zyklen im Innovationsprozess von PSS transdisziplinär zu erfassen, zu analysieren sowie Methoden, Modelle und Werkzeuge zu entwickeln, die Unternehmen zu einer zyklengerechten Gestaltung des Innovationsprozesses befähigen.

Basierend auf dieser Ausgangssituation sowie den beschriebenen Herausforderungen und identifizierten Lücken in der Forschung und der unternehmerischen Praxis leiten sich sechs übergeordnete, eng miteinander verbundene Handlungsfelder als Rahmen für die Arbeit des SFB 768 ab. Diese beinhalten die Entwicklung und Erbringung von PSS durch geeignete Methoden und Werkzeuge zu unterstützen, die Innovationsfähigkeit durch eine bedarfsgerechte Anpassung des Leistungsangebots zu steigern und die dabei bestehende Komplexität nicht nur auf struktureller, sondern auch auf Prozess- und Organisationsstrukturebene zu beherrschen. Ebenso wird die Steigerung der Effizienz zur Beschleunigung des Innovationsprozesses sowie die Antizipation der Zyklen und die disziplinübergreifende Planung und Koordination fokussiert. Schließlich wird die Förderung der Transdisziplinarität und Ganzheitlichkeit bei der Durchführung des Innovationsprozesses adressiert.

Zur Erarbeitung des Zyklenmanagements von Innovationsprozessen als Lösungsansatz des SFB 768 folgt der Forschungsverbund in seiner Vorgehensweise dem Dreischritt „Verstehen – Modellieren – Gestalten“ über die geplanten drei Förderperioden. Der Lösungsansatz setzt sich aus der Gesamtheit der in den beteiligten Disziplinen erarbeiteten Modelle, Methoden und Werkzeuge sowie deren Integration zusammen. Grundlegende Bestandteile zur Ergebniserarbeitung im SFB 768 sind eine transdisziplinäre Herangehensweise, eine enge Verzahnung der Teilergebnisse und eine konsequente Ausrichtung am Innovationsprozess. Diese spiegeln sich in der Stellung der Teilprojekte in den Projektbereichen Prozessgrundlagen, Lösungsentstehung, Marktorientierung sowie dem in Förderperiode 3 neuen, innovationsprozessübergreifenden Projektbereich Integrative Gestaltung wider. Durch die transdisziplinäre Betrachtungsweise der Innovationsprozesse im SFB 768 wird sowohl die technische als auch die soziotechnische Perspektive zusammengeführt, was eine Grundvoraussetzung zur erfolgreichen, nachhaltigen Implementierung eines Zyklenmanagements bildet.

Dem Dreischritt folgend, wurden in der ersten Förderperiode die relevanten Zyklen im Innovationsprozess von PSS identifiziert und charakterisiert. In den Teilprojekten wurden die für die jeweilige Disziplin wirkenden Zyklen hinsichtlich ihrer Antizipierbarkeit, Beeinflussbarkeit und Auswirkung im Innovationsprozess analysiert und SFB-übergreifend zusammengeführt. Dieses grundlegende Verständnis der Zyklen bildet die Voraussetzung für die Modellierung und anschließende Gestaltung des Zyklenmanagements von Innovationsprozessen. In der zweiten Förderperiode wurden darauf aufbauend die identifizierten Zyklen und zyklenrelevanten Betrachtungsgegenstände modelliert. Hierzu wurden verschiedene, disziplinspezifische und disziplinübergreifende Methoden und Modelle entwickelt, um den Umgang mit den identifizierten Zyklen zu ermöglichen. Die teilprojektspezifisch entstandenen Modellierungsansätze bilden dabei die Aspekte der jeweiligen Disziplinen im Innovationsprozess ab. Zur Vorbereitung der Gestaltung wurden die Schnittstellen der Modelle identifiziert und teilprojektübergreifend charakterisiert.

Dies bildet die Grundlage für die in der dritten Förderperiode zu entwickelnde, methoden- und werkzeuggestützte Gestaltung des Zyklenmanagements von Innovationsprozessen. Mithilfe der transdisziplinären Methoden und Werkzeuge sollen Unternehmen zur effektiven und effizienten Gestaltung innovativer, technischer PSS befähigt werden. Der SFB 768 trägt somit sowohl aus wissenschaftlicher als auch industrieller Sicht zur Handhabung interner und externer Zyklen im Innovationsprozess von PSS bei.